Artenreiche Äcker

Kulturlandschaft MR-BID_Erwin Koch (59)

Hauptmerkmal:

Artenreichtum auf landwirtschaftlich extensiv genutzten Ackerflächen

Weitere Merkmale:

pH-Wert: unterschiedlich
Feuchtigkeit: unterschiedlich
Bodenzusammensetzung: unterschiedlich
Bodendicke: nicht zu dünn
Besonnung: wechselt im Jahreslauf
Nährstoffversorgung: mäßig bis sehr gut
Sonstiges: Oberfläche wird regelmäßig umgebrochen, mind. eine Mahd/Ernte pro Jahr

Entstehung:

Über Jahrtausende menschlicher Ackerwirtschaft haben viele Pflanzenarten auf Äckern „ihren“ Lebensraum gefunden; man spricht von der Ackerwildkrautflora, welche auf den Ackerflächen oder an den Ackerrändern wächst. Diese Pflanzenarten benötigen natürlich Anpassungen, um die doch gravierenden Eingriffe durch den Menschen gut zu überstehen, z.B. eine gewisse Robustheit was Bodenverletzungen betrifft oder Anpassungenen des Lebenszyklus an die jährliche Nutzungsabfolge. Ein abgeerntete Acker ist ein plötzlich extrem ungeschützter Lebensraum, auch damit müssen die Pflanzen zurechtkommen. Andererseits sind alle diese Pflanzen auf die Bodenbearbeitung angewiesen und gehen verloren, wenn sich die Landnutzung ändert.

Da die Bearbeitung und Struktur von Äckern je nach angebauter Art unterschiedlich ist, gibt es folgerichtig auch unterschiedliche Pflanzenarten auf diesen Äckern. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Untergrund, da dieser allgemein sehr die Zusammensetzung der Pflanzenartengemeinschaften beeinflusst.

Die meisten heute noch erhaltenen artenreichen Äcker liegen auf steinigen, trockenen, sandigen und flachgründigen Böden, weil auf günstigeren Standorten der Anbau längst intensiviert wurde, indem mineralische Dünger und Pestizide ausgebracht wurden, die die Beikrautflora systematisch unterdrücken. Gerade Feuchtäcker sind sehr selten geworden, weil sie heute entweder durch Drainage trockengelegt wurden oder diese Standorte nicht mehr als Acker genutzt werden.

Kulturlandschaft MR-BID_Erwin Koch (540)

Auf den Lebensraum angewiesene Arten:

Kornblume, Klatschmohn, Acker-Rittersporn, Kornrade, Adonisröschen, Saathohlzahn, Ackerglockenblume, Ackerminze, Ackergoldstern, Echter Frauenspiegel, Langstieliger Mannsschild, Acker-Schwarzkümmel, Ysop-Blutweiderich, Kleine Wachsblume, Finkensame, Acker-Steinsame u.v.m

Wachtelkönig, Rebhuhn, Feldhamster etc.

Vorkommen:

Artenreiche Äcker sind in Deutschland selten geworden, können aber im Prinzip überall auftreten, wo Ackerwirtschaft betrieben wird.

Die meisten und artenreichsten findet man auf skelettreichen Kalkstandorten der Mittelgebirge, vor allem im Jura und in der Rhön. In Gunstlagen, v.a. in den Lößlandschaften, finden sich kaum noch artenreiche Äcker.
Artenreiche Sandäcker kommen kleinflächig und vereinzelt vor allem in den nord- und nordostdeutschen Sandebenen vor, sowie noch vereinzelter im Süden auf Buntsandstein sowie auf Keuper- und Terrassensanden.
Feuchtäcker bzw. Feuchtmulden in Äckern findet man überwiegend auf den großen Ackerschlägen in Ostdeutschland, hier v.a. in der geologisch und hydrologisch sehr heterogenen Grundmoränenlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg.

Geplante Schutzmaßnahmen:

Da bisher die Datenlage für das Vorkommen artenreicher Äcker im Naturpark ziemlich schlecht ist, wäre der erste Schritt eine Erfassung der existierenden Flächen. Am sinnvollsten scheint dafür ein Citizen-Science-Projekt zu sein, weil das zu untersuchende Gebiet sehr groß, der Erkennungswert des Lebensraumes aber recht hoch ist. Die gemeldeten Äcker sollten dann fachlich begutachtet und priorisiert werden.
Kernpunkt der folgenden Maßnahmen wird es sein, die Bewirtschafter der Äcker mit gutem Potenzial zu einer extensiven, schonenden Wirtschaftsweise zu bewegen. Dafür ist eine enge Zusammenarbeit mit den Fachdiensten Landschaftspflege der Landkreise sinnvoll und unentbehrlich.

Ziel ist die Etablierung eines Netzes artenreicher Äcker im Naturpark auf sehr unterschiedlichen Standorten.