Aufgrund eines Reichtums an Erzen und anderen Bodenschätzen wurde das Lahn-Dill-Bergland schon sehr früh besiedelt. Infolge von Eisenerzgewinnung und Verhüttung (Köhlerei) entstanden Rodungsinseln in dem ausgedehnten Waldgebiet. Kulturhistorisch bemerkenswert ist die heute noch genossenschaftlich organisierte Haubergswirtschaft auf Waldboden, bei der Parzellen mit Eichen- und Birkenwald turnusmäßig alle 18 bis 30 Jahre abgeholzt werden. Früher gewann man mit dieser Wirtschaftsweise Holz zur Kohleherstellung, Eichenlohe zum Gerben von Leder, Reisig zum Befeuern der Öfen und Weide- und Agrarfläche in den Jahren, in denen die Bäume noch nicht zu hoch standen. In den letzten 40 bis 50 Jahren kam es aufgrund geringerer Nachfrage allerdings zu einer verstärkten Aufforstung der Hauberge mit Fichtenkulturen.
Im Lahn-Dill-Bergland findet man heute eine stark ausgeprägte Nebenerwerbslandwirtschaft. Während im hessischen Durchschnitt ca. 70 % aller Landwirte einem Nebenerwerb nachgehen, sind es im Lahn-Dill-Bergland weit über 80 %. Der Grund liegt in der frühen Entwicklung und auch heute noch großen Zahl industrieller Betriebe, die ein außerlandwirtschaftliches Einkommen ermöglichen. In vorhergehenden Jahrhunderten war es der Bergbau, danach die Wanderarbeiterschaft sowie Herstellung und Verkauf von Wollstrümpfen, die den Familien ein konstantes Einkommen bereitstellen konnte. Unterstützt wurde der Trend zur Nebenerwerbslandwirtschaft durch die traditionell vorhandene Realerbteilung, die eine Entstehung haupterwerblicher Landwirtschaft kaum zuließ.
Dadurch kam es zu einer Bewirtschaftung, die auch in der Neuzeit noch lange ohne großen Betriebsmitteleinsatz oder aufwändige Bodenverbesserungs-Maßnahmen stattfand; man nahm die Dinge quasi, wie sie kamen.
Trockene, steinige Hügelkuppen, die nicht für den Ackerbau geeignet waren, wurden als Gemeindehutungen genutzt. Das heißt, ein Viehhirte trieb jeden Morgen die Rinder, Schafe und Ziegen des Dorfes aus ihren Ställen auf die Wiesen, wo sie sich den Magen vollschlagen durften. Am Abend wurden sie zurück in den Stall oder auf eine Ackerfläche gebracht, um dort abzukoten und dadurch den Boden zu düngen. Die Viehweiden wurden durch diesen ständigen Nährstoffentzug zu wertvollen Magerrasen mit einer Vielzahl von spezialisierten Tier- und Pflanzenarten.
Wiesen, die dagegen zu feucht waren, um als Acker genutzt zu werden oder die sogar regelmäßig überflutet wurden, machte man meist zu Mähwiesen. Dort schnitt man ein- oder zweimal im Jahr das hohe Gras und verarbeitete es zu Winterfutter für die Tiere. Auch diese Wiesen magerten dadurch aus und es stellte sich eine mähwiesentypische Flora und Fauna ein.